Französische Laubholzsäger klagen über Eichenknappheit

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In einer Pressekonferenz am 6. Februar 2018 appellierte der Verbandspräsident der FNB, Philippe Siat, direkt an den Staatspräsidenten Macron. Die Kapazitäten der 550 Sägewerke, die auf die Verarbeitung von Eichenrundholz spezialisiert sind, werden zur Zeit im Schnitt nur zu 60% ausgeschöpft, obwohl die Nachfrage boome. Die Wetterlage spitze die latente Versorgungskrise zu und bedrohe viele familiengeführten Unternehmen. Der Verband fordert eine Ausweitung des vor zwei Jahren erfolgreich eingeführten EU-Labels auf den Privatwald.

Seit zwei Jahren bieten Staats- und Kommunalwald in den Auktionen Lose, die für Unterzeichner des EU-Labels reserviert sind. Die Käufer verpflichten sich dazu, das Eichenholz in Europa verarbeiten zu lassen. Ziel ist im Grunde eine Weiterverarbeitung vor Ort, aber juristisch war das im europäischen Rahmen nicht möglich. Die Einführung des Labels führte zu Spannungen. Einige Käufer wehrten sich gegen eine Klausel, die die Unterzeichner dazu verpflichtet, auch ihr im Privatwald gekauftes Eichenrundholz nicht nach China oder Übersee zu exportieren. Begleitend wurden die Vorschriften für die phytosanitäre Behandlung des nach Übersee verschifften Rundholzes verschärft. Laut FNB werden nun jährlich 800.000 fm Rundholz im Rahmen des EU-Labels vermarktet.

Der Verband freut sich über die messbaren Auswirkungen dieses EU-Labels. Zwar bleibt das in Frankreich verarbeitete Volumen bei 846.000 fm (2017) im Vergleich zu 2016 stabil, dafür stiegen die Eichenschnittholzexporte Frankreichs nach China im vergangenen Jahr sprunghaft an. 2015 lag die Menge etwas über 30.000 fm, 2016 knickte die Menge auf 27.500 fm ein, aber 2017 erreichten die Verarbeiter über 46.000 fm, womit Frankreich als Zulieferer Chinas an erster Stelle liegt. Doch auch die Chinesischen Einfuhren von französischem Eichenrundholz haben wieder einen Sprung gemacht. 2016 konnten sie noch auf 272.000 fm gedrosselt werden, aber im vergangenen Jahr lagen sie wieder bei etwa 350.000 fm, ein Plus von fast 29% und damit wieder etwa die Menge, die 2015, vor der Einführung des EU-Labels, nach China exportiert wurde. 

Die geerntete Eichenmenge in Frankreich lag noch 2007 bei 2,5 Mio. fm, sie erreichte 2013 ihren Tiefpunkt mit 1,84 Mio. fm und steigt seitdem wieder an. 2017 wurden rund 2,1 Mio. fm Eichenrundholz geerntet. Die Zahl der französischen Sägewerke ist seit zehn Jahren stark zurückgegangen und auch zahlreiche Betriebe, die auf die Verarbeitung von Eichenholz spezialisiert waren, haben den Betrieb eingestellt. Andererseits führt der Verband FNB an, dass die bestehenden Verarbeiter von Eichenholz in den drei letzten Jahren rund eine Milliarde Euro investiert haben. Unklar sei bisher, ob dadurch Überkapazitäten entstanden sind, oder neue moderne Kapazitäten, die es den weninger investitionstüchtigen erschweren, im Markt zu bleiben. 

Die Versorgungslage wurde auf der Pressekonferenz als dramatisch eingestuft. Laut Aussage des Verbands gilt es, unverzüglich und noch vor dem Anlauf der Frühlingsauktionen Maßnahmen zu ergreifen. Der Privatwald soll eingebunden werden, und zwar als Gegenleistung für alle vom Staat empfangenen Zuwendungen und Hilfen. Außerdem appelliert der Verband an die großen institutionnellen Waldbesitzer wie die staatseigene Caisse des dépôts, oder Banken wie der Crédit Agricole. Nach Ansicht des Verbands wäre eine Ausweitung des EU-Labels in juristischer Hinsicht unproblematisch. Die Einführung des Labels für die Auktionen des Staatswaldes war dagegen durch eine Novellierung des Code forestier untermauert worden. Zu den weiteren Forderungen und Vorschlägen des Verbands gehört, bei Einkäufen der öffentlichen Hand grundsätzlich einheimisch verarbeitetes Holz zu bevorzugen.

Solche radikalen, protektionistischen Vorschläge, die eher den Nadelschnittholzmarkt betreffen, erwecken den Eindruck, dass der Verband die aktuell dramatische Lage der Eichenholzverarbeiter als Hebel für andere Zwecke nutzen will. Nicht sicher ist, ob die anderen Branchenteilnehmer den Vorstoß des FNB in seiner aktuellen Reichweite billigen, oder überhaupt hinzugezogen wurden, um den Forderungskatalog aufzustellen. Immerhin 15 Industrieverbände unterstützen die Pläne des FNB. Sieben haben einen direkten Bezug zur Eichenholzverarbeitung, und zwar der Verband für Furnierschichtholz, für Holzwerkzeug, für Fenster, Parkett, der Holzbehandlung durch Injektion, der Möbelindustrie sowie der Fasshersteller. Wichtig für die FNB ist auch die Unterstützung der regionalen Interessenvertretungen in den Regionen Grand-Est und Bourgogne-Franche-Comté.

Auch der Baugewerbeverband FFB, die Verpackungsindustrie (Siel und SEILA), der Holzbauverband Afcobois, die Pappelverarbeitung, die Holzimprägnierungsbranche, die Holzkohleproduktion und der Pelletverband ünterstützen die FNB-Forderungen. Auch die Forstkommunen äußerten sich zustimmend.

Der Rest der Forstwirtschaft lehnt die Forderungen des Sägewerksverbands ab, sprich der Privatwald, die Kooperativen sowie der Staatswald ONF.

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