In unserem ersten Teil haben wir die Beschaffungsseite der Furnierindustrie beleuchtet. In Teil 2 geht es um die Absatzseite und die neuen Produkte der Hersteller. Dass für ein Wachstum des Furnierabsatzes immer neuen Ideen gefordert werden, zeigen die Produktneuheiten der Hersteller, die IHB-Fordaq auf der interzum besucht hat.
RoHol zeigt ganzes Bündel an Neuheiten
Die österreichische Firma RoHol ist spezialisiert auf weiterverarbeitete Furnierprodukte, teils bereits auf Platte, teils nicht. Ein Trend ist laut Marketingleiterin Daniela Biasi klar erkennbar: der Absatz unbearbeiteter Furniere nimmt kontinuierlich ab, der weiterverarbeiteter Produkte nimmt zu.
Für besonders beanspruchende Anwendungen hat RoHol das mineralgehärtete Furnier B:hard entwickelt. Es handelt sich um ein spezielles mineralisches und patentiertes Härtungsverfahren der Edelfurnieroberfläche. Der Härtetest mit der Stahlkugel auf dem Messestand war vor allem strapaziös für die Ohren, hat aber auf der Furnieroberfläche keine Spuren hinterlassen. Laut RoHol ist die Oberfläche viermal so hart wie eine ungehärtete Furnieroberfläche
Schon auf der Domotex im Januar war der Trend von Holz an der Wand zu beobachten. Mit dem neuen Produkt WoW! (steht für „Wood on Walls“) folgt auch RoHol diesem Trend. Die Elemente zur Selbstmontage im Format 800x185 mm sind in acht verschiedenen Furnieroberflächen und in zwei verschiedenen Stärken erhältlich
Bereits im Jahr 2016 wurde RoHol für die Oberflächenveredelung Galaxy mit dem Iconic Award ausgezeichnet. Galaxy leuchtet, wenn es mit Schwarzlich angestrahlt wird. Jetzt ist die besondere Oberfläche auch in Kombination mit SaunaPly für Sauna- und Spa-Anwendungen erhältlich. Auch dem Messestand war Galaxy in Kombination mit Hirnholz als Barfront ausgestellt.
Biegesperrholz ist an sich nichts neues, mit FlexiPress, einem mehrfach aufgebauten Spezialsperrholz erreicht RoHol jedoch extrem geringe Biegeradien. Das Material kann als Grundprodukt bezogen werden oder auch als fertig furnierte Trägerplatte. Prädestiniert ist FlexiPress für Säulenverkleidungen oder geschwungene Barfronten.
Neu bei RoHol ist auch PinPly, ein Sperrholzprodukt mit Metalllage, das sich als Magnetpinnwand mit Holzoberfläche nutzen lässt. Kurz vor der Marktreife steht darüber hinaus ein Lederfurnier, erzählt Daniela Biasi. Muster waren auf dem Messestand bereits zu sehen.
Schorn & Groh stellt Flechtfurnier muto GRID vor
Schorn & Groh ist einer der größten deutschen Furnierhersteller und Händler. Axel Groh erklärt er sehe eine zunehmende Bedeutung von Furnierfixmaßen. Sie machen bei Schorn & Groh etwa 20% des Gesamtumsatzes aus. Für Kunden wie Türenhersteller seien Fixmaße besser kalkulierbar. Hauptmärkte sind in Europa vor allem Deutschland und Großbritannien, darüber hinaus die USA und Asien, und dort vor allem Indien. Halbfertigprodukte liefert Schorn & Groh vor allem nach Deutschland, Großbritannien und in die USA.
Neu auf der interzum hat Schorn & Groh Flechtfurniere vorgestellt, die am Standort Eschelbronn gefertigt werden. Bis zur interzum hieß das Produkt „fleece'n'flex PLUS geflochten“. Jetzt wurde es in „muto GRID“ umbenannt. Das Produkt entsteht aus einzelnen, vorgeschliffenen Furnierblättern. Dank einer Vliesrückseite lassen sich die Furniere einfach und vielseitig verarbeiten. Aktuell sind fünf Designs ab Lager verfügbar. Darüber hinaus sind individuelle Varianten nach Kundenwunsch möglich (muto GRID exclusive). Mehr als 100 Holzarten lassen sich flexibel kombinieren. Die mindestbreite der Furnierstreifen ist 2 cm. muto GRID kann bis zu einer Maximalgröße von circa 3,05 x 1,22m gefertigt werden. Standardformat ist 2,44 x 1,22m bei einer durchschnittlichen Stärke von 1 - 1,2mm. Das Produkt ist eines Vliesrückens dreidimensional biegsam.
Mehling & Wiesmann mit Tisch-Unikaten
Bei Mehling & Wiesmann schätzt Kurt Siedler die Marktlage insgesamt stabil ein. Klar ist für ihn, dass sich in Mitteleuropa mit rohen Furnierblättern kein Geld mehr verdienen lässt. Deshalb sucht das Unternehmen immer nach neuen, außergewöhnlichen Furnierdesigns, wie Schokoholz, silbergraue Hainbuche oder Trüffelbuche, eine pilzmodifizierte Buche mit markanter Linienstruktur. Letztere wird vor allem in Japan stark nachgefragt.
Hauptmarkt für Mehling & Wiesmann ist Italien, der sich stabil entwickelt. Ein neuer Trend ist laut Siedler seit letztem Jahr geräucherter Eukalyptus, der einen ähnlichen Farbton wie Nussbaum aufweist. Mehrere Designmöbelhersteller, unter anderem Moltini, haben geräucherten Eukalyptus im Programm. Neu auf der Interzum seien verstärkte Anfragen aus Südamerika und Nahost, so Kurt Siedler.
Grund zur Unzufriedenheit hat man bei Mehling & Wiesmann wahrlich nicht. Das Unternehmen aus dem Spessart hat die Apple-Unternehmenszentrale im kalifornischen Cupertino mit Tischen ausgestattet. 2.000 Tische in dem Abmessungen 5,5 x 1,35 m. Ihr Kern besteht aus Eiche in Möbelqualität mit einer Decklage aus 7mm starker Spessarteiche. Jetzt folgt die Ausstattung von 840 Apple-Stores mit je rund 100 Tischen, die eine Oberfläche aus eichen-Messerfurnier bekommen. Der Gesamtauftrag lautet auf 2,2 Mio. qm.
Um der Kundschaft darüber hinaus individuelles Einrichtungsdesign zu bieten, hat Mehling & Wiesmann auf der interzum Tisch-Unikate vorgestellt. Die massiven Holzplatten mit rund 10 cm Stärke werden aus charakterstarken Baumstämmen geschnitten, die sich durch besondere Knorrigkeit oder eine Astgabel auszeichnen. Ob Eiche, Douglasie oder Mammutbaum, alles ist möglich. Nur für den kleinen Geldbeutel sind die Tische mit Preisen von mehreren Tausend Euro eher nichts.