interzum Furnier Teil 1: Furnierhersteller klagen über abnehmende Rundholzqualität

Quelle:
IHB MK
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Auf der interzum, die vom 16. bis 19.Mai in Köln stattfand, hat IHB-Fordaq mit verschiedenen Furnierherstellern gesprochen. Dabei ist klar geworden, dass die Branche vor zweierlei Herausforderungen steht. Zum einen ist es zwingend notwendig, sich mit immer neuen Ideen und Innovation vom Wettbewerb abzugeben. Mit Standardfurnieren Geld zu verdienen wird immer schwerer. Zu stark ist die Konkurrenz aus Osteuropa. Zum anderen wird es für die Hersteller immer schwieriger, überhaupt an genügend Rohstoff, besonders Eiche, in ausreichender Qualität zu gelangen.

Holzqualität wird immer schlechter

Dies liegt nach Aussagen der Befragten nicht in erster Linie an Flächenstilllegungen, die allerdings besonders im Spessart wie Damoklesschwert über der Branche hängen, sondern vor allem an immer weniger geeigneten Holzqualitäten, die auf Submissionen und Versteigerungen angeboten werden. „Uns geht das Furnierholz aus!“, gibt Kurt Siedler zu Protokoll, der bei Mehling & Wiesmann in Lohr für den Rundholzeinkauf zuständig ist. „Ich bin kürzlich über einen Wertholzplatz mit 2.000 fm gelaufen, und habe mir keinen einzigen Stamm aufgeschrieben.“ Hinzu komme eine steigende Konkurrenz der Fasshersteller durch einen weltweit wachsenden Weinkonsum. Ähnlich äußert sich Thomas Wiesmann, Holzeinkäufer bei Schorn & Groh. Für ihn liegt die Ursache der Furnierholzmisere in immer größeren Forstrevieren und immer weniger Personal. „Die Förster haben doch gar keine Zeit mehr, überhaupt geeignete Stämme zu suchen. Die meisten Wertholzplätze haben diese Bezeichnung nicht mehr verdient. Sie sind nur noch Rundholzplätze!“

Furnierwirtschaft besser als Stilllegung

Auch hinsichtlich der Stilllegung von Waldflächen sind sich die Furnierexperten einig. „Es gibt keine schonendere Form der Waldbewirtschaftung als die Furnierwirtschaft, sagt Kurt Siedler. „Wir haben Umtriebszeiten von 350-400 Jahren mit der Spessarteiche. Das bedeutet Eingriffe alle 20 Jahre.“ Deshalb sei die Eichenwirtschaft allemal besser als jeder Nationalpark. Man erhalte ein artenreiches Ökosystem und erziele gleichzeitig eine Wertschöpfung für die Waldeigentümer.

Für Axel Groh, Sprecher der Initiative Furnier und Natur, schadet die Massenholzwirtschaft mit immer neuen Forderungen nach mehr Fichte dem Image der Forst- und Holzwirtschaft. Die Gegenreaktion in der Gesellschaft sei die Forderung nach Stilllegungen. Er fordert eine Dreiteilung der deutschen Waldfläche. Auf einem Drittel könne man High-Tech-Forstwirtschaft betreiben, auf dem zweiten Drittel solle Mischwald stehen und im dritten Drittel der Schwerpunkt auf Naturschutz und naturnaher Forstwirtschaft liegen.

Absatzmarkt stimmt Furnierleute optimistisch

Auf der Absatzseite sind die Furnierhersteller für 2017 durchaus optimistisch. Das gilt für den Inlandsmarkt ebenso wie für viele Exportmärkte. Axel Groh erwartet für 2017 nach Jahren der Abwärtsbewegung wieder eine steigende Produktion in Deutschland. Das dürfe jedoch nicht über die drastische Schrumpfung hinwegtäuschen, die die deutsche Furnierbranche hinter sich habe. „1972 hatten wir in Deutschland noch 25 Furnierwerke, heute sind es noch fünf“, sagt er.

Zufrieden äußerte sich Groh mit der Neupositionierung der Furnierhersteller auf der interzum. Furnier ist von der Halle 5 in die Halle 4.2 gewandert. Wir waren in der Halle 5 völlig unter uns. Jetzt kommen Architekten vorbei, die sich auch für andere Werkstoffe und Oberflächen interessieren. „Wir haben uns mit der KölnMesse zusammengesetzt und die KölnMesse hat zugehört. Wir sind mit der interzum sehr zufrieden“, sagt Groh.

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