Holzstoff – Zukunft oder Auslaufmodell?

Quelle:
IG Industrieholz
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In den siebziger Jahren wurde Zeitungsdruck zu 80% aus Holzschliff und zu 20% aus Zellstoff hergestellt. Heute kann das Zeitungsdruckpapier zu 100% aus entschwärztem Altpapier hergestellt werden. Auch Magazinpapiere (SC) können heute vollständig aus Altpapier produziert werden. Daneben gibt es aber auch Magazinpapiere, die zu 45-60% aus Holzschliff und 10-20% aus Zellstoff bestehen. Die gestrichenen Papiere (LWC) werden heute in Mitteleuropa aus je 30% Altpapier, Holzschliff und Zellstoff sowie 10% Füllstoff hergestellt. In Skandinavien kommt dagegen bei LWC kein Altpapier zum Einsatz. Bei den graphischen Papieren sollen die Oberflächeneigenschaften weiter verbessert werden. Da zunehmend niedrigere Flächenmasse verlangt werden, muss man Faserstoff mit höherem spezifischem Volumen einsetzen. Zudem sollen die Opazität (Undurchsichtigkeit) und die Helligkeit hohen Anforderung genügen. Diese Bedingungen kann Holzschliff gut erfüllen. Er hat eine ausgezeichnete Lichtstreuung und das notwendige Volumen. Im Vergleich zu Zellstoff sind die Kosten niedrig und er ist gut bleichbar. Auch entspricht die Festigkeit und die Faserbindung weitgehend den Anforderungen. Die Myllykoski Corporation verbrauchte im letzten Jahr beinahe soviel Holzschliff (833'000 Tonnen) wie aufbereitetes Altpapier (875'000 Tonnen). Dieser Holzschliffverbrauch entspricht rund 2.9 Mio. Kubikmeter Waldholz. Der gesamte weltweite Faserstoffverbrauch wird sich gemäss Myllykoski Corporation von 319 Mio. Tonnen (2000) auf 396 Mio. Tonnen (2010) erhöhen. Die heutigen Anteile von aufbereitetem Altpapier (45%), Zellstoff (46%) und Holzstoff (9%) ändern sich voraussichtlich nur geringfügig. Beim Holzschliff wirkt sich jedoch die Verbrauchszunahme mengenmässig relativ stark aus (2000: 30 Mio. Tonnen; 2010: 40 Mio. Tonnen). Nach den Schätzungen der Myllykoski Corporation soll der Holzstoffverbrauch von 2001 bis 2005 in Europa um rund 1 Mio. Tonnen zunehmen, d. h. der Verbrauch von Holzstoff steigt von 13.5 auf 14.5 Mio. Tonnen. Dies entspricht einem zusätzlichen Be-darf von 3.5 Mio. Kubikmetern Holz. Über mehr als 20 Jahre wurde kaum in die Schliffproduktion investiert, aber jetzt werden in zahlreichen europäischen Werken die Anlagen erneuert. Auch in der Schweiz ist die Tendenz zu einem höheren Holzstoffverbrauch eindeutig spürbar. Seit 1997 sind die Rundholzbezüge tendenziell steigend; die Abnahmemenge von Schleifholz hat sich fast verdoppelt! Der zukünftige Einsatz der Holzstoffe wird durch drei wesentliche Faktoren stark beeinflusst. Erstens ist der Energiebedarf hoch. Deshalb sind die Energiekosten und die Verfügbarkeit von Elektrizität für die Produktion ausschlaggebend. Zudem ist das Image der Branche durch den hohen Energieverbrauch eher negativ geprägt. Zweitens steht der Holzstoff in Konkurrenz mit aufbereitetem Altpapier. Drittens verläuft die technische Entwicklung langsam, weil sie hohe Investitionskosten verursacht. Die Helligkeit von Papieren wird mit Weissepunkten angegeben. Hier stellt sich für den Holzschliff eine wesentliche Anforderung. Nur mit frischem Holz kann eine hohe Weisse erreicht werden, und dies ist wichtig, um mit aufbereitetem Altpapier konkurrieren zu können. Bei Zeitungsdruckpapieren mit einer Papierweisse 60 (Standard) liegen die Kosten für Holzschliff etwa 50% höher als für Altpapier. Bei aufgebesserten Papieren mit einer Weisse 70 sind die Herstellungskosten beider Rohstoffe etwa gleich hoch. Als Fazit kann festgehalten werden, dass in der Schweiz weiterhin mindestens im heutigen Umfang Holzstoff produziert wird. Dazu ist qualitativ hochwertiges Holz notwendig (Fichte mit guter Bleichbarkeit). In Europa nimmt bis 2005 der Holzstoffbedarf für die Herstellung von Magazinen um rund 1 Mio. Tonnen zu, d.h. der Bezug von Schleifholz muss entsprechend gesteigert werden.
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