Neuer FSC-Waldstandard für glaubwürdige, nachhaltige Waldwirtschaft in Deutschland verabschiedet

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FSC/IHB
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Die Mitglieder des FSC haben auf ihrer Vollversammlung am 29. Juni 2016 in Hamburg einen neuen FSC-Waldstandard für Deutschland beschlossen. Mit deutlicher Mehrheit votierten die Vertreter von Berufsverbänden und Gewerkschaften, Waldbesitzern sowie Unternehmen und Umweltverbänden für den deutschen FSC-Waldstandard 3.0. Dieser Standard wird nach seiner Anerkennung durch FSC International voraussichtlich zum Ende des Jahres 2016 Gültigkeit erlangen und dann zur Grundlage für die Waldwirtschaft auf 10 Prozent der deutschen Waldfläche. Erleichtert über die breite Zustimmung äußert sich dabei auch der FSC Vorsitzende Dirk Riestenpatt: "Dieser neue FSC Standard ist wegweisend für glaubwürdige, naturnahe, sozial gerechte aber auch wirtschaftlich tragfähige Waldwirtschaft in Deutschland". Dabei hebt Riestenpatt hervor: "In einem gesellschaftlich einzigartigen Prozess ist es uns gelungen die unterschiedlichen Interessengruppen in Bezug auf Wald an einen Tisch zu bringen. Am Ende steht ein für alle Seiten tragfähiger Kompromiss, der das Wohl von Mensch und Natur ins Zentrum der Forstwirtschaft rückt."

In einem mehr als zweijährigen Überarbeitungsprozess wurde der FSC-Waldstandard durch den Richtlinienausschuss erarbeitet. Dieser Ausschuss ist mit jeweils zwei Vertretern aus den drei FSC-Kammern besetzt (Umwelt, Sozial, Wirtschaft). Im Zuge der Überarbeitung wurden drei öffentliche Anhörungen der Standardentwürfe durchgeführt, bei denen ca. 2.500 Kommentare von über 150 unterschiedlichen Organisationen eingereicht wurden.

Hans-Dietrich Hoffmann zuständig für den Bereich Forstbetrieb bei Landesforsten Rheinland-Pfalz und Sprecher des Waldausschusses im FSC zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden: "Nach langen und zähen Verhandlungen ist es uns gelungen ein gutes Ergebnis auszuhandeln, bei dem jeder Beteiligte auch an seine Grenzen des Verhandelbaren gegangen ist. Der Standard ist eine gute Grundlage für die Arbeit in FSC-zertifizierten Betrieben in den nächsten fünf Jahren. Bei der nächsten Standardüberarbeitung werden wir erneut hart verhandeln, im Sinne der zertifizierten Forstbetriebe mit dem Ziel den Standard ständig, unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Praxis der Forstbetriebe, zu verbessern." Jörg-Andreas Krüger Leiter Biodiversität beim WWF Deutschland bewertet den verabschiedeten Standard positiv: "Es ist uns gelungen einen klareren und schlankeren Standard mit gleichbleibend hohem ökologischem Anspruch zu entwickeln." Als Vertreter der Gewerkschaft IG BAU im FSC Vorstand resümiert Volker Diefenbach zum neuen Standard: "Wir sind froh, dass wir die hohen Arbeitsstandards halten konnten und dass es uns mit dem nun eingeforderten Personalentwicklungskonzept gelungen ist, einen echten Benchmark zu setzen. Insgesamt freuen wir uns darüber, dass der FSC erneut bewiesen hat ein gelebter Kompromiss zu sein, der die exklusiven Belange einer eher verborgenen Branche in die Mitte unserer Gesellschaft transportiert."

Neuerungen im FSC-Standard 3.0

Für zertifizierte Forstbetriebe wurde der Waldstandard in vielen Bereichen so gestaltet, dass er in der täglichen Praxis leichter umsetzbar ist. So entsteht mehr Flexibilität bei der Auswahl von Baumarten, beim Umgang mit invasiven Arten, bei der Nutzung von Ast- und Kronenholz sowie beim Einsatz schwerer Maschinen im Wald. 

Im Sinne der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung, werden in zertifizierten Staatswäldern 10 Prozent der Waldfläche der natürlichen Entwicklung überlassen. Um die Anteile von heimischen, lichtliebenden Baumarten im Wald zu erhalten, können die Forstbetriebe zukünftig im Wald vereinzelt mehr Licht für die Entwicklung dieser Arten schaffen. Mit einem Hektar und dem Erhalt einer Kronendecke, bleibt die Fläche solcher Eingriffe jedoch streng begrenzt. Weiterhin steht der deutsche FSC-Standard für eine zurückhaltende Befahrung des wertvollen Waldbodens mit schweren Fahrzeugen. Auf 2/3 der Waldfläche gilt zukünftig, dass die sog. Rückegassen auf denen Fahrzeuge zur Ernte fahren dürfen einen Abstand von 40 m haben.  Außerdem wird die Bürgerbeteiligung in zertifizierten Betrieben deutlich ausgedehnt. Vor allem im öffentlichen Wald erhalten Bürger deutlich mehr Mitspracherechtemöglichkeiten bei der Bewirtschaftung des Waldes. Menschen, die in der Holzernte tätig sind müssen einen ausreichenden Ausbildungsstand an der Motorsäge und künftig entsprechende Zertifikate nachweisen.

Klar bestätigt wurden die Regeln, dass der FSC in Deutschland auch in Zukunft für eine Waldwirtschaft ohne Pflanzenschutzmittel, Biozide und ohne Kahlschlag steht. Die tarifliche Entlohnung auch beim Einsatz externer Unternehmer sowie klaren Arten- und Biotopschutz z.B. im Rahmen eines Biotopholzkonzepts, das 10 Biotopbäume pro Hektar fordert.

Riestenpatt unterstreicht zum Abschluss: "Mit diesem Standard ist es dem FSC erneut gelungen im Zentrum der Debatte um nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland zu stehen und hier Themen zu setzen. Ich bin mir sicher, dass viele Punkte in dem neuen FSC-Standard schon in wenigen Jahren unbestritten Gegenstand guter forstlicher Praxis sein werden."  

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